SPIEGEL ONLINE: 24.000 Kilometer bis zum Stadion

Mit dem Auto zur Fußball-WM? Vor vier Jahren war das kein Problem, jedenfalls für deutsche Fans. Die Hamburger Andreas Wiese und David Gohla fuhren auch jetzt per Pkw zur Weltmeisterschaft. Pünktlich zum Eröffnungsspiel kamen sie in Johannesburg an.

24.000 Kilometer und 21 Länder in gut zehn Wochen, einmal mit dem Auto quer durch Afrika – um ein paar Fußballspiele zu sehen. Man könnte das durchaus für etwas verschroben halten. Doch wer mit Andreas Wiese und David Gohla spricht, erkennt: Der Weg war das Ziel. Nun ist eine lange, abenteuerreiche Reise zu Ende, sogar einen Tag früher als geplant. Rechtzeitig zum Eröffnungsspiel ist das insgesamt rund zwölfköpfige Team der Aktion “ Road to South Africa“ – so der Name des wohl anspruchsvollsten deutschen WM-Fan-Projekts – in Johannesburg angekommen. „Wir mussten ja pünktlich sein“, erklärt Initiator Wiese, selbständiger Marketing-Manager, via Telefon im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. „Die Fifa hat sich am Ende dann doch geweigert, die WM wegen uns nach hinten zu verschieben.“

Wie aber kommt man auf den abwegigen Plan, mit dem Auto zur WM nach Südafrika zu fahren? Wiese hatte schon während der Weltmeisterschaft in Deutschland vor vier Jahren „aus einer Bierlaune heraus“ die Idee. Eigentlich sollte es ja „mit einem alten VW-Bus, ein paar Freunden und einem Grill“ losgehen, doch nach ersten Recherchen über lokale Straßenbedingungen war klar, dass das nicht sehr vernünftig sein würde. Schließlich ging es mit drei SUVs des Typs Kia Sorento auf die lange Reise.

Nach zwei Jahren intensiver Planung fiel am Ostermontag im Hamburger Hafen der Startschuss. Es ging über Belgien, Frankreich und Spanien, dann via Fähre nach Marokko und von dort wurde die Westroute durch die Sahara und über Ghana, Nigeria und Angola gewählt, bis der Trupp jetzt Südafrika erreichte. „Wir wollten vor allem sehen, wie dieser große Kontinent sich auf die WM einstimmt“, erzählt Gohla, der sich wie Wiese für diese Tournee eine Auszeit von Beruf, Freunden und Familie nahm.

Als Abwechslung zum Autofahren: Fußball bei 40 Grad in Burkina Faso

Dabei erlebten die beiden, die unter anderem auch von zwei Mechanikern, einem Arzt und weiteren, mitunter wechselnden Mitreisenden begleitetet wurden, Fußballbegeisterung in den unterschiedlichsten Facetten. In Burkina Faso trat das Team sogar gegen eine lokale Auswahl an – und unterlag bei 40 Grad im Schatten mit 3:1. In einer namibischen Township sahen sie bei einem Spiel konkurrierender Nachbarschaftsmannschaften zu, bei dem „die Jungs mit zusammengewürfeltem Schuhwerk zwischen Hühnern, Steinen und Glasscherben und mit unglaublichen Siegeswillen spielten“, wie Wiese erzählt.

Vor allem aber die Straße erforderte alle Aufmerksamkeit. Durch die Sahara ging es viele hundert Kilometer durch Sand. In Mauretanien erlebten die weitgereisten Fußballfans metertiefe Schlaglöcher sogar auf den Autobahnen, im Kongo kämpften sie sich durch den Dschungel auf Schlamm- und Wasserpisten, „die man beim besten Willen nicht mehr als Straße bezeichnen konnte“, so Gohla. Dort musste das Team sogar 13 „mehr als fragwürdige Brücken“ eigenhändig mit Baumstämmen und Brettern befestigen und dann „im Zeitlupentempo und mit angehaltenem Atem“ überqueren. „Ein Fehler und die Tour wäre zu Ende gewesen. Das waren Momente, in denen ich nur dachte: Was machen wir hier eigentlich?“, erzählt Wiese. Jetzt aber weiß er, wofür er die Strapazen auf sich genommen hat. Neben dem Eröffnungsspiel warten noch sieben weitere Partien auf ihn, darunter alle Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft. Wiese und Gohla haben übrigens während der Fahrt nach Südafrika ein Online-Tagebuch geführt, hier kann man es studieren.

Artikel: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,700083,00.html

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