Ghana

Ghana ist reich an Schätzen. Rohstoffvorkommen und die üppige Vegetation bieten gute Grundvoraussetzungen für hohe wirtschaftliche Erträge. Das erkannten auch die Briten, die 1820 an der Küste landeten.

Mit dem damals dort ansässigen Volk Fanti schlossen sie ein Abkommen, um sich gemeinsam gegen das Volk Aschanti aus dem Binnenland zu verteidigen. 1874 erklärten die Briten den Küstenstreifen dann zur Kronkolonie und nannten ihn aufgrund der Rohstoffvorkommen „Goldküste“. Im Zweiten Weltkrieg kämpften über 40.000 Soldaten aus der Goldküste auf der Seite des Britischen Empires.

Zum Ende der Kolonialzeit wurde aus der Goldküste und dem Aschantiland das heutige Ghana, das erste Land Afrikas, welches in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Allerdings gab es auch hier in den ersten Jahren viele blutige Militärputsche und Regierungswechsel. Eine entscheidende Figur dabei war Jerry Rawlings, der sich 1981 zum zweiten Mal an die Macht putschte. Er herrschte zunächst diktatorisch, jedoch gelang es ihm dabei, in Ghana politisch und wirtschaftlich wieder für Stabilität zu sorgen. 1992 gab er Ghana eine demokratische Verfassung, in der freie Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und die Gleichheit vor dem Gesetz garantiert wurden. Die von der UNO festgeschriebenen Menschenrechte wurden ebenso anerkannt, ein großer Schritt in der Entwicklung des Landes.

Nach den Wahlen 1993 und 1996 herrschte Rawlings als gewählter Präsident weiter, 2000 durfte er kein drittes Mal antreten. Der von ihm als potenzieller Nachfolger ins Rennen geschickte John Evans Atta Mills verlor allerdings die Wahl und so war sein Kontrahent John Agyekum Kufuor bis 2008 Präsident, ehe Mills ihn schließlich im dritten Anlauf 2008 in einer Stichwahl mit weniger als 0,5% Stimmenmehrheit besiegen konnte und seitdem Präsident des Landes ist. Ghana entwickelte sich nach der Unabhängigkeit trotz vieler politischer Wechsel recht gut, da man sich an den Strukturen der Kolonialmacht Großbritannien anlehnte. So gibt es bereits seit 1957 eine allgemeine neunjährige Schulpflicht und auch beim Gesundheitssystem ist Ghana für afrikanische Verhältnisse gut entwickelt. Etwa 80% der Einwohner sind gegen die florierenden Krankheiten geimpft, was allerdings nur mit Hilfe ausländischer Hilfswerke gelang.

Wie viele Staaten in Afrika ist auch Ghana ist ein Vielvölkerstaat, die wichtigste ethnische Gruppe sind Akan (44%), daher wird deren Sprache auch von mehr Ghanaern verwendet, als die offizielle Amtssprache Englisch. Fast alle Orte haben in Akan eigene Namen, die Hauptstadt Accra, die gleichzeitig wirtschaftliches und administratives Zentrum des Landes ist, heißt beispielsweise „Nkran“. Jährlich ist in Ghana ein Bevölkerungswachstum von ca. 2% zu verzeichnen, das geringste Bevölkerungswachstum aller Staaten im südlichen Westafrika. Geografisch hat das Land insgesamt ein flaches Relief, das nur an wenigen Stellen Höhen von 900 Metern erreicht. Etwa die Hälfte des Landes liegt unterhalb einer Höhe von 150 Metern über dem Meeresspiegel. Hinter der schmalen Küstenebene folgen landeinwärts der Regenwald und die Savanne im Hinterland.

Nördlich von Accra liegt der Voltasee, der nach dem Victoriasee zweitgrößte Stausee weltweit, allerdings der größte vollständig künstlich angelegte. Mit einer Größe von 8.502 km² ist er etwa halb so groß wie Schleswig-Holstein. Er bietet dem Land viele Wasserwege zum Transport oder für die Landwirtschaft. Der tropische Regenwald und der Feuchtwald im Südwesten des Landes bieten üppige Vegetation für Flora und Fauna. Die Menschen können viele Nahrungsmittel selbst anbauen und sich davon ernähren, so dass Hungersnot im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern fast kein Problem darstellt. Wertvolle Harthölzer wie Mahagoniarten, afrikanischen Walnussbäume und über 1.200 verschiedene Palmenarten dienen zudem zum Export und sind somit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Durch Abrodung schrumpft die Fläche des ghanaischen Regenwaldes allerdings jährlich um ca. 1,7%, innerhalb der letzten 50 Jahre um mehr als die Hälfte. Erst seit kurzem gibt es ein Umdenken in der Politik und Gebiete werden unter Naturschutz gestellt. Neben dem Holzexport sind Erdöl- und Goldvorkommen die bedeutendsten Wirtschaftszweige für das Land. Aber auch der Tourismus nimmt einen hohen Stellenwert ein. Ghana bietet traumhafte Badestrände, Naturparks und Wildtierreservate, traditionelle Festivals und die alten Europäerforts an der Küste. In den Regenwäldern sind artenreiche Tierwelten zu beobachten, so können Besucher neben tropischen Vogelarten wie Papageien oder Nashornvögeln auch diverse Affenarten, Reptilien oder Insekten zu Gesicht bekommen. Auch für Zugvögel bietet die Region ein perfektes Ziel. In den Savannengebieten im Hinterland leben neben Wasservögelarten auch Antilopen, Löwen, Leoparden, Elefanten, Büffel und Flusspferde.

Für Ghanaer hat die traditionelle Musik einen hohen Wert, vor allem in Dörfern und zu traditionellen Festen wird die Trommelkunst hoch geschätzt. Aber auch die moderne Musik hat sich entwickelt und verwendet traditionelle Einflüsse, insbesondere die Musikrichtung „Highlife“. Das Nationalspiel in Ghana ist „Oware“, eine Abwandlung des traditionellen Brettspiels „Mancala“, von dem es über 200 Varianten geben soll.