Nigeria

Die Bundesrepublik Nigeria ist das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es gibt über 100 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, darunter inklusive der Hauptstadt Abuja insgesamt 8 Millionenstädte.

Nigeria ist ein Vielvölkerstaat, es gibt dutzende Ethnien und Volksgruppen, deren unterschiedliche Glaubensrichtungen und Ideologien immer wieder zu Unruhen und Gewaltausbrüchen führen. 50% der geschätzten 140 Millionen Nigerianer sind Muslime (vor allem in Norden des Landes), rund 40% sind Christen (im Süden). Der Landesname stammt aus der Bezeichnung „Niger-Area“, also dem Gebiet um den Fluss Niger, der an der Küste Nigerias in den Atlantik mündet und für einen Großteil der Republik Wasserlieferant und Transportweg ist.

Wahrzeichen und Touristenattraktion des Landes ist der Zuma Rock, eine 300 Meter hohe freistehende Felsformation nahe Abuja. In vorkolonialer Zeit existierten auf dem Gebiet des heutigen Nigeria verschiedene Staaten, z.B. die Yoruba-Königreiche Oyo und Ife und das Königreich Benin. Zwischen 1861 und 1960 war Nigeria Britische Kolonie. Nach der Unabhängigkeit gab es nur teilweise politische Stabilität. So erklärte 1967 die Volksgruppe Ibo einen Teil des Landes (Biafra) für unabhängig, im folgenden Krieg zwischen Armee und Separatisten gab es mindestens 1 Mio. Tote. Die Aufständischen wurden letztendlich besiegt und Biafra wurde nach 3 Jahren 1970 wieder eingegliedert.

Die 70er Jahre waren ökonomisch durch einen massiven Ölboom gekennzeichnet, Nigeria wurde der größte Erdölexporteur Afrikas, 90% der Exporterlöse stammen noch heute aus der Erdölförderung, damit ist Nigeria der weltweit sechstgrößte Produzent. Die Erdölvorkommen gaben dem Land einen Entwicklungsschub und Nigeria wurde zu einem der wirtschaftlich stärksten Staaten Afrikas. Es entstand das verkehrsmäßig am besten erschlossene Staat Schwarzafrikas mit über 200.000 Straßenkilometern, fehlende Straßenschilder oder Gullydeckel führen jedoch ebenso wie überhöhte Geschwindigkeit zu vielen Unfällen.

Statt mit den Ölreichtümern die Armut zu bekämpfen wurde die Kluft zwischen Arm und Reich aber immer größer, dies hat sich bis heute nicht geändert. Nach dem Ende des Ölbooms litt das Land unter der Diktatur durch Sani Abacha (1993-1998), die dazu führte, dass Nigeria einen großen internationalen Schaden nahm und aus mehreren Gremien ausgeschlossen wurde. Nach dem Tod Abachas 1998 besserte sich die Lage zwar wieder und ein zusammengestelltes Demokratisierungsprogramm sowie aktive Außenpolitik konnten die Schäden für das Land einigermaßen beheben. Die Amtssprache in Nigeria ist Englisch, aufgrund der unterschiedlichen Volksgruppen werden aber insgesamt über 400 Sprachen gesprochen (vor allem Yoruba, Hausa und Igbo). In Nigeria herrscht eine neunjährige Schulpflicht vom 6. bis zum 15. Lebensjahr. Die Einschulungsquote von 93 % ist im Vergleich zu den Nachbarstaaten relativ hoch.

Unrühmlicher Namensgeber wurde Nigeria für ein zur Zeit des aufkommenden Internets florierenden Betrug mittels Massen-E-Mails, dem aufgrund der ursprünglichen Herkunft so genannten Nigeria-Scam. Es wird dabei dem angeschriebenen Opfer in teilweise radebrechendem Englisch glaubhaft gemacht, ein enormes Vermögen verdienen zu können, bei einem Gewinnspiel gewonnen zu haben oder bei der Transaktion wichtiger Machthaber- oder Konzerndaten in Entwicklungsländer helfen zu können. Der Empfänger soll in finanzielle Vorleistung gehen, auf die Gegenleistung wartet er anschließend vergeblich. Erstellte Webseiten täuschen dem Empfänger Seriosität vor. Immer wieder wird von Personen berichtet, die auf diese Methodik reinfallen, inzwischen gibt es aber auch schon Websites, die sich humorvoll mit dem Thema befassen.

Ebenfalls belächelt wird aus westeuropäischer Sicht die nigerianische Filmindustrie. Unter dem Namen Nollywood vermarktet die Industrie pro Jahr bis zu 2.000 Filme, die nahezu komplett ohne großes Budget oder professionelles Equipment auskommen.