Burkina Faso – Deutschland 3-1

Das deutsche Team
Das deutsche Team
Die 3 Bier am Vorabend haben ihre Spuren hinterlassen. Ein wenig matschig und mit kleinen Augen treffen wir uns am Frühstückstisch, heute ist das große Match. Filiga hat das Dorf versammelt, eine Regionalauswahl steht bereit, den Deutschen eine Abreibung zu verpassen.

Als wir pünktlich eine halbe Stunde nach geplanter Anstoßzeit als beflaggter Autokorso am Spielplatz angekommen, machen sich die Gegner bereits warm. Uns reicht dafür der Schritt aus dem Auto. Die Sonne brennt zwar nicht so stark wie befürchtet, es geht zudem ein leichter Wind, trotzdem können die angekündigten 2×45 Minuten der Horror werden.

Filiga begrüßt uns und die Zuschauer, das gesamte Dorf ist gekommen, auch der Dorfälteste und der stellvertretende Bürgermeister lassen sich das Spektakel nicht nehmen, Etwa 100 Menschen sind insgesamt vor Ort und quetschen sich unter das schattenspendende Zelt, zudem hat eine naheliegende Schule gerade Pause, es kommen also nochmal 250 Kinder hinzu, die den Trubel betrachten. Bei uns steigt die Hoffnung auf eine einstellige Niederlage, da 2 Mitglieder von Filigas Familie und die beiden Autowäscher von letzter Nacht unser Team ergänzen, so dass wir eine komplett männliche Elf aufstellen können. Außerdem erhoffen wir uns von den neuen Leuten natürlich jede Menge Laufbereitschaft, wenn dem einen oder anderen schon die Lunge aus dem Hals hängt.

Einlaufkinder in RTSA-Shirts begleiten uns auf den Platz. Apropos Platz. Dieser gleicht eher einem Schützenplatzuntergrund, die Bezeichnung “Grand” wäre eine glatte Notlüge. Überall liegen Steine, Plastiktüten oder Schuhsohlen, vor dem Tor ist eine heftige Bodenwelle und beim Angriff über links kann man den Gegenspieler durch geschicktes Verstecken im Erdloch austricksen. In der ersten Halbzeit spielen wir bergauf und gegen den Wind. Immerhin Anstoß. Der erste verzweifelte Schuss vom Mittelkreis geht knapp vorbei.

Im Laufe des Spiels zeigt sich, dass wir mit unserer 6-1-3-Aufstellung eine gute Wahl getroffen haben und uns auch die Bodenverhältnisse entgegenkommen. Ein burkiner Angriff nach dem anderen wird abgefangen oder geht dank Verspringen des Balls meterweit drüber. Im Gegenzug bleiben unsere Abstöße ständig am Libero des Gegners hängen. Dank fehlender Reaktionsgeschwindigkeit und parteiischem Schiri funktioniert auch unsere Abseitsfalle gut ein Dutzend Mal. Dann rappelt es dennoch. Jonathan Pitroipa knippst nach einer Unachtsamkeit in der Abwehr. Großer Jubel auf der “Tribüne”. Der Bann scheint nun gebrochen, aber wir geben nicht auf. 3 MinuteWährend Deutschland in T-Shirts aufläuft, spielt das Team von Burkina komplett in HSV-Trikots, Jonathan Pitroipa hatte via Sportbild 11 Shirts für seine Landsleute zur Verfügung gestellt.n vor der Halbzeit bekommen wir einen indirekten Freistoß im gegnerischen Strafraum zugesprochen, ein Querschläger wird als Rückpass gewertet. Die Ausführung klappt, der Ball springt im Strafraum umher, David überspringt 4 Burkiner und einer unser lokalen Mitspieler köpft den Ball in die Maschen. Oder vielmehr durch die Maschen, das Netz ist etwas löchrig, aber immerhin gibt es eins. 1-1, eine Sensation bahnt sich an. Kurz darauf ist Halbzeit. Dank Platz und lokaler Unterstützung ist sogar ein Sieg drin, damit hätte keiner gerechnet.

Die Halbzeit wird zum Auffrischen genutzt, literweise Wasser geht die Kehle runter, jeder Schattenplatz ist überlaufen. Der Gegner nutzt die 15 Minuten derweil zur Taktikbesprechung. Nach der Pause wird das Team aggressiver. Trotz verbesserter Ausgangssituation (Rückenwind, bergab, Bodenwelle vor dem eigenen Tor) kommt, was kommen muss. Burkina geht nach einem Konter erneut in Führung, wieder durch Pitroipa. Da hat auch unser einheimischer Torwart, der ansonsten stark pariert, keine Chance. Wir werfen alles nach vorne, wer noch Kraft hat hält sich auf den Beinen und versucht Unmenschliches. Aber es reicht nicht. Mit dem Schlusspfiff nach gefühlten 15 Minuten fällt das 1-3, Hattrick Pitroipa (!). Der Schiri hat ein Einsehen, der Rumpelfußball hat ein Ende. Die Einheimischen sind happy und auch wir sind innerhalb unserer Vorgaben geblieben (1 eigenes Tor, maximal 9 Gegentreffer). Die Heimmannschaft bekommt das Preisgeld und den Pokal überreicht, danach werden noch Fotos gemacht und Hände geschüttelt. Ein großes Event für das Dorf, alle sind total begeistert.


Dann geht es zurück ins Hotel, die Dusche wartet. Nach dem Mittagessen besichtigen wir noch eine kleine Fabrik, in der Frauen aus Pflanzen Seifen herstellen. Präsente werden gekauft, dann geht es im klimatisierten Wagen nach Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina. Dank Schnellstraßenausbau fällt dort unser Besuch eines deutschen Restaurants flach, wir gehen daher zum Italiener. Ein Bier und eine lecker Pizza sind die Belohnung für ein tolles Match und eine gute Abwechslung für Reis + Fleisch bzw. Pommes + Fleisch der letzten Tage.