Stromausfall bei den Rebellen

Es wird wieder grün
Es wird wieder grün
In Ouagadougou haben wir unseren ersten freien Tag. Wir wechseln deshalb das Hotel und finden eine kleine Oase in einem Hinterhof. Grün bepflanzt mit absoluter Ruhe, kleiner Bar und Ventilatoren müssen 3 Tage ohne Internet aufgeholt werden. Vorgeschriebene Artikel online stellen, Bilder hochladen, Mails beantworten. Auch während der Tour muss noch eine Menge organisiert werden. Die angolanische Botschaft will uns seit 8 Wochen das Visum nicht gewähren und langsam wird die Zeit knapp, da sich in den Pässen auch noch andere Visa befinden. Außerdem müssen Termine koordiniert werden, denn in 2 Tagen werden die nächsten Mitfahrer ausgetauscht.

Insgesamt nutzen wir den Tag aber zur Erholung und Regeneration, da Hitze, eintönige Nahrung und chlorhaltiges Wasser die Gesundheit einzelner herausfordert und zu einer Verschnaufpause zwingt. Aber hier lässt es sich aushalten. Selbst 3 Stromausfälle lassen uns nun nicht mehr aus der Ruhe bringen, es wird lediglich ohne Ventilator bei 44 Grad sehr schnell echt heiß. Bei der Übertragung des Champions League Spiels und einer Runde Wizard lassen wir den Tag ausklingen, zum Glück geht die Klimaanlage gerade wieder an, als wir ins Bett gehen. Wir sehnen kühlere Gebiete herbei.

Am folgenden Vormittag besichtigen wir das Kinderheim Kisito in Ouaga, bei dem sich Filiga engagiert. Hier werden Babys und Kleinkinder aufgenommen, die von ihren Familien verstoßen wurden oder deren Eltern gestorben sind. Die Eindrücke sind sehr bewegend, da wir gerade zur Fütterungszeit vorbeischauen, und ca. 20 Kinder gleichzeitig versorgt werden. Wir übergeben ein paar Geschenke und machen uns anschließend auf den mit teilweise 20 cm tiefen Schlaglöchern gesäten Weg nach, der zweitgrößten Stadt Burkinas, die wir gegen frühen Abend erreichen. Die Temperatur sinkt um über 10 Grad auf angenehme 34 Grad, am Pool des wirklich schönen Hotels werden wieder Texte geschrieben und dann gibt es schon wieder Fußball im Fernsehen. Bei Pizza und Kaltgetränken amüsieren wir uns über die französische Aussprache der Hamburger Spielernamen.


Den geplanten Marktbesuch am nächsten Morgen lassen wir aufgrund des straffen Zeitplans und der bereits vor dem Hotel wartenden Vollschnacker sausen und fahren einfach weiter. Schnell und problemlos erreichen wir die Grenze von Burkina nach Côte d’Ivoire, die eigentlich gar keine richtige Grenze ist. Da der Norden der Elfenbeinküste von Rebellen kontrolliert wird, wird für unser Visum bei der Einreise nur geringes Interesse bekundet. Wir merken jedoch schnell, wie der Hase in der Region läuft. Alle 20 km gibt es eine Straßensperre, an der 1-12 teils mit Drogen vollgedröhnt aber auf jeden Fall mit komplett unterschiedlichen Tarnanzügen bekleidete Rebellen versuchen, uns möglichst viel Geld oder Geschenke abzuknöpfen. An jeder Sperre ein anderes Spiel, dabei sehen die “Beamten” aus, als hätte der Army-Shop um die Ecke gerade Schlussverkauf. Die obligatorische Kalaschnikow um den Hals wird stolz präsentiert. Mal reicht ein lockerer Spruch und der Verweis auf die Weltmeisterschaft (Elfenbeinküste ist schließlich dabei uns sehr fußballbegeistert), mal wird ein fester Betrag fällig. Hin und wieder wird tatsächlich gebettelt, Fußbälle, Kugelschreiber, Tee, Kaffee und sogar einzelne Kekse wechseln den Besitzer. Nach 200 km sehen wir die ersten UN-Fahrzeuge, die Lage entspannt sich etwas.

Die Gegend ist inzwischen sehr viel grüner, es gibt fast dschungelartige Flora neben der Straße, die Straßenverkäuferinnen bieten neben Mangos inzwischen auch Ananas an. Alles riecht frisch und nach Natur, es gibt weniger Esel, dafür mehr Kühe und Hunde. Die Luftfeuchtigkeit steigt. Immer wieder liegen verunglückte Fahrzeuge im Straßengraben, die Straße ist teilweise in unterirdischem Zustand. Letztendlich kommen wir aber sicher und fast verzögerungsfrei durch und erreichen gegen Abend Bouaké.

Diesmal ist die Ankunft in der Helligkeit besonders vorteilhaft: Die gesamte Stadt ist ohne Strom. Im Hotel gibt es kein Wasser, kein Licht, aber eine schöne Sicht über die Gegend, die beweist, dass es tatsächlich kaum Strom geben muss, nur hin und wieder flackern ein paar generatorgenerierte Lampen. Die freundlichen Herren am Empfang händigen uns Taschenlampen aus und wir finden zum Glück ein kleines Restaurant eine Straße weiter, welches über Strom, Gas und Kaltgetränke verfügt. So wird der Abend zu einem Erlebnis, da der Strom erst um 21:30 Uhr zurückkehrt. Abenteuer Afrika.