Halbzeitpause

Mount Cameroon
Mount Cameroon
Einen Monat sind wir nun schon auf Tour. Die hinter uns liegenden 12.000 Kilometer boten tausende Erlebnisse und spannende Situationen, die auf ewig im Kopf bleiben. Eindrücke, die diesen Monat wie ein halbes Jahr erscheinen lassen.

Zu unserm Kilometerbergfest gönnen wir uns zwei freie Tage an der Küste Kameruns am Fuße des Mount Cameroon und lassen uns die Seeluft um die Ohren pfeifen. Ein Tag an dem lavaschwarzen Sandstrand bietet Möglichkeiten die Erlebnisse zu verarbeiten und zu sortieren. Wir sind im Moment in unserer Minimalbesetzung mit nur 9 Leuten unterwegs, 4 sind schon wieder zurück in Deutschland, 5 werden noch zum Team stoßen.

Der Weg in das Fischerörtchen Limbe ist allerdings anders als zunächst erwartet. Wir brechen morgens auf Richtung Grenze zu Kamerun, lediglich 250 km liegen insgesamt vor uns, doch ein Kinderspiel wird es nicht. Bis zur Grenze geht es dank neuer Straße erst mal recht flott. Bei den diversen Halts fragen Kindern nach Champagner und Jugendliche nach German Wine oder Condoms. Am Ende reichen allen auch Wachsmalstifte oder Fußbälle. Die Kleinen zeigen stolz ihre selbstgeschriebenen Zahlen und Buchstaben. An der Grenze werden die Staaten durch einen Grenzfluss getrennt, eine einspurige Brücke führt hinüber. Hier Nigeria, drüben Kamerun. Mitten auf der Brücke ein staatenloses Äffchen.

Hinter der Grenze erkennen wir, warum dieser Übergang zur Regenzeit nicht passierbar ist. Die Straße ist ungeteert, dicke Furchen lassen auf abfließende Ströme heftiger Regengüsse schließen. Leider wird die Strecke nicht besser, immer wieder gibt es Schlaglöcher, die auch die Bezeichnung Erdloch verdient hätten. Die Infos der Einheimischen über die Länge des Wegs in die nächsten Orte und die Fahrtzeit dorthin variieren stark, letztendlich bleibt uns nicht viel übrig: Langsam durchkämpfen durchs unwegsame Gelände, umrandet von Dschungelpflanzen und ersten Ausläufern des Mount Cameroon am Horizont. Wirklich gigantische Einrücke ergeben sich dann bei Wasserfällen an Berghängen oder besonders dicht gewachsenem Urwald. In den Ortschaften, die wir durchfahren, winken immer wieder Kinder in Schuluniform am Straßenrand.

Die Etappe wird zu einem großartigen Erlebnis, auch wenn wir nur sehr langsam vorankommen und sich zunehmend abzeichnet, dass wir wieder 10 Stunden im Auto verbringen werden. Aber es geht nicht schneller, am Ende geben uns staubaufwirbelnde Holztransporte, die kaum zu überholen sind, den Rest. Zum Glück bleibt der 16-Uhr-Regen heute aus, sonst wären wir wahrscheinlich immer noch unterwegs. Schließlich erreichen wir zur Dämmerung die Teerstraße, die letzten 1,5 Stunden Richtung Küste tun dem Fahrzeug und uns gut. Da wir noch keine Gelegenheit hatten, den westafrikanischen CFA gegen den zentralafrikanischen CFA zu tauschen oder Geld abzuheben, sind wir froh, dass ein Großteil der Strecke bergab geht. Mit den letzten Sprittropfen erreichen wir die Tankstelle in Limbe. 69,3 Liter bei einem 70-Liter-Tank, eine glatte Punktlandung.


Erst das Morgengrauen verrät uns die wunderbare Aussicht aus unserer Unterkunft. Hatten wir abends lediglich eine beleuchtete Ölbohrplattform wenige hundert Meter vor der Küste im Blick, bekommen wir bei Helligkeit eine schöne Sicht auf kleine Inseln und eine palmenbedeckte Strandlandschaft. Direkt am Meer gelegen peitscht das Wasser gegen die Brandung vor unserem Hotel, bis in die Zimmer zu hören. Die Seeluft tut gut, durch eine ordentliche Brise ist die Luftfeuchtigkeit nicht so unangenehm wie noch im Landesinneren.

Am nächsten Tag lassen wir die Seele baumeln. Lavaversteinerungen, die vom letzten Ausbruch des Vulkans in den 90ern zu sehen sind, erstrecken sich bis fast ins Meer und können besichtigt werden. Der Strand ist schwarz vom Lavastein, ähnlich wie auf den Kanaren. Der Nieselregen hält uns nicht davon ab, unsere Körper in die Wellen zu schmeißen, im Meer ist es ohnehin viel wärmer als draußen. Im Hintergrund ist wolkenverhangen der Vulkanberg zu sehen. Wirklich tolle Bilder. Morgen hoffen wir auf besseres Wetter, denn wir werden den Berg gut 1.000 Meter hinauffahren. Der aus dem Bergdorf Buea in Aussicht gestellte Blick über die Region ist wahrscheinlich nur bei klarer Sicht möglich. Drückt uns die Daumen!