Abenteuer Afrika Cup in Angola

Als Vorbereitung auf unsere in gut 2 Monaten beginnende Reise, bin ich kurzentschlossen nach Angola zum Afrika Cup gereist. Diesmal allerdings nicht mit dem Auto, sondern ganz konventionell mit dem Flugzeug, obwohl ich sagen muss, dass eine Reise nach Angola nie konventionell ist. In die Hauptstadt Luanda fliegen von Europa aus nur eine Hand voll Fluggesellschaften. Ich habe mich für Emirates via Dubai entschieden, da es die günstigste Verbindung war, wenn auch nicht die schnellste. Aber so ein Aufenthalt in Dubai hat ja auch was, jedenfalls seitdem das neue Terminal 3 mit seiner großen Shoppingauswahl eröffnet wurde. Beim Weiterflug nach Luanda musste ich erst mal nachfragen, ob ich im richtigen Flieger sitze, 90% Chinesen waren an Bord. Kein Wunder, China investiert Milliarden in Afrika und viel davon im ölreichen Angola. Insbesondere zum Aufbau der Infrastruktur schickt die Regierung in Peking Tausende von Arbeitern nach Angola.

In Luanda gelandet klappt die Einreise unproblematisch. Mein Visum hatte ich in Deutschland beantragt und es kam sogar noch einen Tag vor Abflug mit der Post nach Hause. Am Flughafen dauert es dann ca. 1 Stunde bis das Gepäck endlich auf dem Gepäckband auftaucht. Ich hatte schon Schlimmstes befürchtet, schließlich geht ja häufiger als man denkt Gepäck verloren. Tasche geschnappt und raus aus dem Gebäude, puuuh, ist das warm hier. 36 Grad zeigt das Thermometer.

Nun muss ich noch sehen, wie ich zum Hotelkomplex komme, aber es dauert nicht lange, dann kommen die Fahrer auf mich zugestürmt, ein Weißer, der muss Geld haben, scheinen die zu denken. Jedenfalls fragen Sie höflich, wo ich hin will und schon geht es los. 200 USD werden aufgerufen, ich versuche es mit handeln, die ersten Fahrer steigen aus. Ich entscheide mich für Armando, er kann wenigstens ein paar Brocken Englisch in diesem Land, in dem fast ausschließlich Portugiesisch gesprochen wird. Los geht es zu seinem 20 Jahre alten Toyota, bei dem von außen fast alles kaputt ist, was so kaputtgehen kann, aber er fährt. Und wie, los geht es durch den Stau. Ich habe ja viel über den Verkehr in Luanda gelesen, aber es ist noch schlimmer. Regeln scheint es nicht zu geben, Verkehrsschilder auch kaum, Ampeln sowieso nicht. Doch da taucht ein Schild auf, 40 km/h, ich schau auf den Tacho, 90 km/h. Ok, denke ich mir, Armando wird schon wissen, wie das geht. Schließlich kommen wir am Hotelkomplex an. Hier befindet sich auch das offizielle Pressecenter für den Afrika Cup 2010. Schnell noch akkreditiert und schon darf ich alle Bereiche betreten. Aber erst mal aufs Zimmer. Immerhin ein Einzelzimmer, gut 9 Quadratmeter groß mit einem kleinen Bad und das für 120 USD pro Nacht. So langsam verstehe ich, warum Luanda als teuerste Stadt der Welt gilt. Andere Hotels mit etwas mehr Komfort kosten schnell 400 USD die Nacht. Am nächsten Tag schaue ich mich erst mal um, die Anlage ist ok, keine Ferienanlage, wie wir es von Mallorca oder aus der Türkei kennen, aber die Anlage ist umzäunt und bewacht und soweit ich das sehen kann auch sauber. Es handelt sich um bungalowartige Flachbauten und erinnert mich so etwas an amerikanische Billig-Motels. Die Anlage ist mit WLAN ausgeleuchtet, so dass ich überall ins Internet kann, das ist schon mal super.

Am zweiten Tag geht es dann zum Stadion, Halbfinale Ghana gegen Nigeria. Wir werden mit einem Bus zum Stadion transferiert, fahren durch Slums, sehen die Armut vieler Menschen und ein paar Hundert Meter weiter ist alles wie in einer anderen Welt. Schöne, moderne Häuser hinter dicken Mauern, fette Geländewagen, moderne Autohäuser, richtige Straßen, kaum zu glauben, dass ich immer noch im armen Angola bin. Seit sieben Jahren ist der Bürgerkrieg, der gut 30 Jahre lang ging, vorbei. Angola lag am Boden und es wird nun wieder versucht es zu dem zu machen, was es früher einmal war. Luanda war als das „Paris Afrikas“ bekannt. Diese Stadt, die bis vor einigen Jahren nur ein paar Hunderttausend Einwohner hatte platzt aus allen Nähten. Über 5 Mio. Einwohner sollen hier inzwischen wohnen, die meisten davon ins den Slums. Inzwischen sind wir auf dem neu gebauten Expressway zum Stadion. Die Schüssel wurde übrigens auch, wie alle anderen Stadion in Angola, neu errichtet, natürlich von Chinesen. Eine 50.000 Zuschauer fassende Arena nach europäischen Standard, die einen guten Eindruck macht. Rauf auf die Tribüne und schon kommen die Mannschaften, das Spiel beginnt und zieht sich so hin. Weltklasse-Fußball sieht anders aus, aber egal, ich bin dabei. Ghana gewinnt das Spiel mit 1-0 und steht im Finale gegen Ägypten. Zurück geht es wieder mit dem Bus.

Am nächsten Tag steht was Besonderes an, der afrikanische Fußballverband CAF hat zu seiner jährlichen Vollversammlung nach Luanda geladen. FIFA-Präsident Blatter soll auch dabei sein. Also fahren wir zum neuen Messegelände, auf dem auch alles hochmodern ist. Auch hier waren wohl auch die Chinesen am Werk. Wir steigen aus dem Bus und vor dem Eingang werden wir von einer Musik- und Tanzgruppe empfangen. Das ist schon mal ein guter Start in den Tag. Nun beginnt der Kongress und auch Sepp Blatter taucht auf. Es folgen viele Worte über den Afrika Cup in Angola, über die nächsten Turniere, über die WM 2010 in Südafrika und über den WM 2022-Kandidaten Katar, der die ganze Veranstaltung gesponsert hat. Immerhin gibt es was zu Essen und Trinken. Somit breche ich das Experiment ab, mich nur von Snickers und Wasser zu ernähren. Gut genährt geht es wieder zum Hotel zurück. Das waren die ersten Eindrücke aus Luanda.