Burkina Faso

Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, zeichnet sich aber durch eine gewisse Stabilität und die kulturelle Vielfalt der friedlich zusammenlebenden Ethnien aus.

Die in Burkina Faso offizielle Einwohnerbezeichnung lautet Burkinabè, im amtlichen deutschen Sprachgebrauch sind aber die Bezeichnungen „Burkiner“ und „Burkinerin“ vorgeschrieben. Die stärkste Ethnie sind die Mossi, die Ureinwohner des Gebietes, die ca. 40% der Einwohner ausmachen. Im traditionellen Glauben der Mossi existiert ein Gott, der das Universum erschaffen hat und sich anschließend von den Menschen zurückgezogen hat. Als Vermittler haben sich in der Folge an verschiedenen Plätzen, in Objekten und Tieren verschiedene Geister angesiedelt. Auch Ahnenverehrung hat bei den Mossi große Bedeutung. Neben der indigenen Religionen ist durch die Einflüsse des arabischen Raums ist ein Teil des Landes inzwischen moslemischen Glaubens.

Mit der Unabhängigkeit 1960 wurde Französisch alleinige Amtssprache, sie wird allerdings nur von einer Minderheit beherrscht, viele nutzen die Sprache der Mossi „Moore“. Ein Großteil des Landes liegt auf einer savannenartigen Hochebene, schwankende Klimabedingungen verändern die Landschaftsstruktur aber von Jahr zu Jahr. Auf große Trockenheiten folgen Überschwemmungen, insgesamt gibt es sinkende Niederschlagswerte und steigende Temperaturen zu beobachten, was zu Dürreperioden und wachsender Desertifizierung führt. Menschliche Eingriffe in die Natur durch Buschfeuer zur Erschließung von Ackerland, Abholzung und Übernutzung der Böden tun ihr Übriges.

Da gut 90% der Burkinesen von Obst-, Gemüse- oder Getreideanbau für den Eigenbedarf leben, führen diese klimatischen Entwicklungen immer wieder dazu, dass es zu vereinzelten Hungersnöten kommt. Auch der Anbau wichtiger Exportgüter wie Erdnüsse und Baumwolle ist dadurch gefährdet. Frankreich nahm bei der Besiedelung Afrikas Ende des 20. Jahrhunderts das Gebiet von Burkina Faso unter seine Herrschaft. Mit militärischer Gewalt wurde die Hauptstadt Ouagadougou eingenommen. Aufgrund der Volta-Quellflussgebiete nannte die Kolonialmacht das Gebiet „Obervolta“ und gliederte es in die Kolonie Französisch-Westafrika ein. Da die angestrebte wirtschaftliche Entwicklung misslang, wurde das Gebiet 1932 unter Französisch-Sudan (heutiges Mali), Niger und Elfenbeinküste aufgeteilt, Obervolta diente aufgrund seiner relativ hohen Bevölkerungszahl als „Reservoir“ für Arbeitskräfte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Obervolta auf Drängen der Urvölker aber wieder zusammengeführt.

1960 wurde das Land unabhängig, es herrschten anschließend mehrere Präsidenten mit selbst eingerichteten Einparteiendiktaturen. Korruption und wirtschaftliche Fehlentwicklung führten aber immer wieder zu teilweise blutigen Regierungsstürzen. Erst 1982 änderte sich die Situation. Der linksgerichtete Thomas Sankara war Drahtzieher eines Putsches gegen den damaligen Amtsinhaber und wurde unter Jean-Baptiste Ouédraogo Premierminister. Er intensivierte Kontakte zum Lybischen antiwestlichen Regime, wodurch sich Ouédraogos in seiner Macht gefährdet fühlte und Sankara festnehmen lies. Sankara wurde allerdings von einer Fallschirmspringereinheit befreit und per Staatsstreich an die Macht gehoben. Dies hatte eine noch heute als Revolution titulierte Veränderung zur Folge. Sankara errichtete eine linksgerichtete Militärdiktatur, betrieb eine energische Sozial- und Entwicklungspolitik, förderte den ländlichen Raum und forcierte die Gleichstellung der Frauen. Er wollte die Gesellschaft verändern und die Abhängigkeit vom Ausland beenden. Es gab zahlreiche Entwicklungskampagnen, z.B. ein Impfungsprogramm für Kinder, das von WHO und UNICEF unterstützt wurde. Zudem wurden wichtige Transportwege erschlossen. Sankara ermöglichte die landwirtschaftliche Selbstversorgung durch Verstaatlichung von Boden und trieb die Alphabetisierung voran. Ehemalige Politiker mussten sich wegen Vergehen wie Korruption und Unterschlagung verantworten und wurden inhaftiert. Um mit der kolonialen Vergangenheit zu brechen, benannte Sankara den Staat 1984 in Burkina Faso („Land der ehrenwerten Menschen“) um, schuf eine neue Flagge in den panafrikanischen Farben und führte eine neue, von ihm selbst verfasste Nationalhymne ein. Sankara wurde 1987 erschossen, als es innerhalb seiner Partei zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich weiterer Reformen kam. Der heutige Amtsinhaber Blaise Compaoré wurde sein Nachfolger. Bei Unruhen im Grenzgebiet zur Elfenbeinküste war er in jüngster Vergangenheit ein wichtiger Vermittler und führte durch seine Diplomatie zur Beendigung des Bürgerkrieges bei.

Burkina Faso zählt zur Gruppe der „hoch verschuldeten Entwicklungsländer“, obwohl 2005 im Rahmen der Entschuldungsinitiative von Weltbank und IWF die Streichung seiner Auslandsschulden vereinbart wurden. Im Human Development Index lag Burkina Faso im Jahre 2006 auf Platz 174 bei 177 untersuchten Ländern. Besonders außerhalb der Städte müssen ca. 61% der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. Bedeutend ist allerdings das Kunsthandwerk, das knapp 1 Million Personen beschäftigt. Neben Arbeiten aus Leder und Holz, Korbflechterei und Töpferei sind Bronzegussskulpturen charakteristisch für Burkina Fasos Kunsthandwerk.