Mit dem Flieger zu den wilden Tieren
Nach einem Zwischenstopp in Ghanzi erreichen wir gegen Mittag Maun. Von hier wollen wir ins Okavango Delta, das größte Binnendelta weltweit, starten. Der Okavango River fächert sich hier auf und versiegt nach und nach in der Kalahari-Wüste. Der Besuch gestaltet sich allerdings schwieriger als zunächst vermutet. Der Wasserstand des Okavango River ist so hoch wie seit 1958 nicht mehr und viele Teile des Deltas sind komplett überflutet. Straßen sind unpassierbar, da das Wasser teilweise bis zu 1,5 Meter hoch steht und zudem viele Abschnitte verschlammt sind. Durchfahrt unmöglich. Uns wird bewusst, dass wir den bisherigen Plan leider nicht einhalten können. Auch den Chope National Park, eigentlich unser nächstes Ziel auf dem Weg Richtung Victoriafälle, können wir dank Hochwasser abhaken. Wir müssen umdenken und haben letztendlich nur 2 Optionen: Auf dem Luftweg ins Okavango Delta fliegen oder auch dieses Highlight verpassen und stattdessen einen langen Umweg zu den Victoriafällen antreten. Wir entscheiden uns für Ersteres und verzichten auf die Wasserfälle. Nicht die günstigste Variante, aber das Delta ist mit seiner Flora und Fauna einfach einmalig auf der Welt, also sollte man sich die Chance eines Besuchs nicht entgehen lassen. Außerdem haben wir uns schon so sehr darauf gefreut.
Als wir uns in den lokalen Touristenbüros und Buchungsagenturen über Preise und Möglichkeiten informieren, stellen wir fest, dass es teilweise unschlagbar günstige Last Minute Angebote gibt. Normalerweise kosten diese Unterkünfte während Hauptreisezeiten um die 450 Euro pro Nacht, selbstverständlich exklusive Flug, es gibt aber auch Lodges für 2.500 Euro / Nacht. Mit mehreren Optionen im Kopf suchen wir einen Supermarkt auf uns decken uns mit Fleisch ein, denn heute Abend wird erst mal gegrillt.
Am nächsten Morgen um 9 stehen wir wieder bei der Agentur auf der Matte und prüfen die Optionen. Landebahnen oder ganze Camps sind überschwemmt, zudem ist angeblich Prinz Harry in der Gegend, daher gibt es nur noch wenige Möglichkeiten. Als wir uns schließlich für die Pom Pom Lodge entschieden haben wird es hektisch. Der Flieger geht statt um 12 bereits in 10 Minuten. Hastig werden Taschen gepackt, Autos umgeräumt und dann kommt uns auch schon der Pilot entgegen. Durch die Kontrolle am Flughafen geht es auf die Landebahn in eine Cessna mit 6 Plätzen. Der Flug ist erstaunlich ruhig und wir haben sensationelle Blicke über das wirklich mit Wasser überflutete Delta. Nach 20 Minuten Flugzeit landen wir sicher und werden bereits von einem Guide erwartet, der uns in Camp fährt.
Hier empfangen uns die Angestellten mit einem Liedchen. Schnell zeigt sich, warum die Lodges hier normalerweise so unglaublich teuer sind. Alle sind unglaublich freundlich, die Zelte liegen direkt am Wasser, auf den Wegen sind Tierspuren, im Hintergrund sind Vogelgezwitscher und Flusspferdgrunzen zu hören, in den Bäumen über unserem Zelt klettern Äffchen und Eichhörnchen. Natur pur. Die Zelte sind echter Luxus, mit großen Betten, Außendusche und Veranda zum See. Kein Motorengeräusch oder Stadtlärm weit und breit, 120 Kilometer entfernt von der nächsten Ortschaft. Die Wege hierher sind nur in der Trockenzeit mit dem Auto zu bewältigen, auch dann braucht man etwa 7 Stunden für die einfache Strecke. Das Flugzeug ist hier also Verkehrsmittel Nummer 1.
Nach dem Brunch haben wir Zeit die Unterkunft zu genießen, bevor es nach dem Nachmittagstee auf den Game Drive durchs Gelände geht. Kleidungstechnisch sind wir vom Etosha Park schon alte Hasen, 2 Hosen, 2 Pullover plus Jacke und Decke machen den kalten Fahrtwind einigermaßen erträglich. Die Tour im Jeep durch nahezu unberührtes Gelände wird zu einem echten Highlight. Nachdem uns Vögel, Affen, Zebras und Giraffen nicht mehr groß schocken können, bekommen wir kurz vor Sonnenuntergang einen Leoparden zu Gesicht. Ganz gemütlich liegt dieser mit seiner Beute im Baum und kommt später sogar runter neben unser Fahrzeug. Und es kommt noch besser: Nach Sonnenuntergang sehen wir endlich Löwen! Viel mehr noch, die beiden männlichen Großkatzen liegen direkt am Wegesrand und scheinen von uns aufgeweckt worden zu sein. Sie setzen sich ganz entspannt und wenig irritiert in Gang und begleiten unser Fahrzeug, keine 10 Meter entfernt. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Den Abend lassen wir beim Essen am Lagerfeuer mit Blick auf den See ausklingen. Wir freuen uns über die unglaublichen Erlebnisse und sind angefixt für den nächsten Tag. Die 50 Meter zurück zum Zelt werden wir mit dem Wagen gebracht, schließlich laufen Hyänen, Löwen und andere Raubkatzen hier frei herum.