Eröffnungsspiel Südafrika – Mexiko
Jeder hat uns gewarnt: “Fahrt mindestens 4 Stunden vor Spielbeginn los, wenn ihr rechtzeitig im Stadion sein wollt.” Die Verkehrssituation ist tatsächlich erschreckend. Wir machen uns nach einem mit Terminen gefüllten Tag (Fotoshooting mit den Fahrzeugen vor dem Stadion, Interview mit einem einheimischen TV-Team, großartigem Essen mit unserem Kaffeesponsor in Sandtons bekanntestem Restaurant) bereits um halb 10 auf den Weg. Anstoß ist erst um 16 Uhr, allerdings haben wir unsere Tickets noch nicht und wollen auf keinen Fall das Spiel im Radio erleben.
Zunächst geht es einige Kilometer raus aus der Großstadt zu der Unterkunft unseres Sponsors Continental. Nach einer Stunde Fahrt werden wir freudig empfangen und stehen für einige Pressefotos bereit – darin sind wir inzwischen fast Profis. Dann ist es endlich soweit: Wir bekommen die Eintrittskarten für das Eröffnungsspiel, ein Traum wird wahr. Ebenfalls eingeschlossen ist ein Parkplatz direkt am Stadion, doch bis dahin sollte es noch ein langer Weg werden.
Etwa 15 Kilometer vor der Soccer City steht der Verkehr. Aus 3 Fahrspuren werden plötzlich 5 weil jeder fährt wie er möchte. Wir fahren im Konvoi mit den Kollegen von Continental und stellen uns artig hinten an. Nach einer Stunde Stop and Go nehmen wir dann doch die Abkürzung über den Rasen. Es geht einfach nicht anders, die Organisation des Verkehrs lässt wie angekündigt zu wünschen übrig. Die Stimmung ist trotz Stau großartig. Obwohl sich viele Einheimische fragen, was unbeteiligte Deutsche wohl beim Spiel zu suchen haben, werden wir mehrfach freudig im Gastgeberland begrüßt. Dass wir mit dem Auto gekommen sind glaubt fast keiner, eine Familie spendiert dennoch ein paar Bier, da wir deren Ansicht nach diesem Trip ja ziemlich durstig und müde sein müssen.
Langsam nähern wir uns der Arena, die wir schon vom Vortag kennen. 2 Stunden vor Spielbeginn sind wir rechtzeitig zur Eröffnungsfeier dort. Unterschiedliche Künstler aus verschiedenen afrikanischen Ländern treten auf, Tänzer und Choreographen feiern die erste WM auf dem afrikanischen Kontinent so wie sie es verdient hat. Das Stadion ist mit 84.000 Leuten zwar nicht so gefüllt wie es bei normalen Länderspielen sein könnte, dennoch ist die Kulisse sehr beeindruckend und zaubert uns eine Gänsehaut nach der anderen auf den Leib. 90% der Besucher sind in Gelb und Grün gekleidet, die Farben der südafrikanischen Bafana Bafana. Aber auch einige Mexikaner sorgen für gute Stimmung und feiern friedlich mit. Kaum zu überhören ist das dauerhafte Tröten des Vuvuzelas, fast jeder Besucher hält ein solches “Instrument” in seinen Händen. Letztendlich sind es aber die Lautsprecher, die für Ohrensummen sorgen, die Vuvuzelas sind glücklicherweise nicht so extrem wie man es von den Fernsehübertragungen kennt.
Das Spiel bietet gleich von Beginn viele Highlights. Nachdem FIFA-Präsident Sepp Blatter und der südafrikanische Präsident Jacob Zuma die Spiele eröffnet haben, spielt Mexiko die Gastgeber fast eine halbe Stunde an die Wand. Auch wenn es wenig Torchancen gibt, kann das Heimteam kaum Akzente setzen. Zur Pause steht es etwas glücklich 0-0, wir machen uns auf die Suche nach etwas Essbaren, schließlich haben wir seit dem Frühstück kein Essen zu uns genommen. Ohne Hinweis oder Preisschild erfahren wir von Hot Dogs, neben Chips und Schokolade dem einzigen Essen im Stadion. Hier herrscht dringender Nachholbedarf, denn kurz nach der Pause sind auch die Hot Dogs ausverkauft. Was wäre gewesen, wenn es dafür auch noch Schilder gegeben hätte?
Nach der Pause geht Südafrika durch ein Traumtor in Führung, das Stadion steht Kopf. Dem Wettbewerb würde es gut tun, wenn der Gastgeber mit seinen offenen und freundlichen Fans möglichst lange im Turnier bleibt. Dennoch kommt Mexiko zum Ausgleich, was der Party aber keinen Abbruch bereitet. Trotz Temperaturen unter 10 Grad freuen sich die Südafrikaner über ihren ersten Punkt. Wäre der Pfosten in der 90. Minuten ein wenig anders postiert, hätte es sogar zum Sieg gereicht. Für uns endet der eindrucksvolle Tag nach einer erstaunlich unproblematischen Rückfahrt in unserer Unterkunft, wo wir uns bei Straußensteak und Maiskolben zu Frankreich gegen Uruguay langweilen. Morgen holen wir die Karten für die weiteren Spiele und dann geht es bereits nachmittags wieder ins Stadion: Argentinien gegen Nigeria, diesmal im Ellis Park. Wir sind uns sicher: Die WM wird großartig!