Links: Wüste. Rechts: Küste.

Freie Straßen
Freie Straßen
Nach unserem sensationellen Hotel in der Medina von Marrakech ging es gegen späten Vormittag weiter zur Touristenhochburg Agadir an der Atlantikküste. War es im Binnenland noch ziemlich heiß, fiel die Temperatur bei der Überquerung des Anti-Atlas auf knapp über 20 Grad und der Himmel zog zu.

An der See ist es dann doch ein wenig anders, nahezu angenehm. Zum vorerst letzten Mal wurden die Vorzüge von Fast-Food-Restaurants genutzt, bevor wir uns gut gestärkt auf die Reise Richtung Süden machten. Mauretanien ist das Ziel, zuvor muss aber noch die von Marokko besetzte Westsahara erreicht und durchquert werden. Es warteten also über 1.000 km Strecke auf uns: Immer entlang der Küstenlinie, teilweise nur wenige Meter neben dem Meer, teilweise einige Kilometer im Landesinneren. Hin und wieder fragt man sich, ob das Lenkrad noch funktioniert, da es meilenweit nur geradeaus geht.

Unser Zeitplan war straff, Fahren bei Dunkelheit ist aufgrund von herumlaufenden Tieren, Löchern in die Straße, unter- oder überbeleuchteten Fahrzeugen nicht zu empfehlen. Dank einem Spritpreis von 45 Cent / Liter Diesel konnten wir ruhig etwas hochtouriger und sportlicher fahren, sofern die Straße frei war. Zu sehen gab es ohnehin nicht viel, daher konzentrierten wir uns auf die Fahrbahn und lauschten den amüsanten Erzählungen Helge Schneiders. Benzin kann man übrigens auch mit Tee bezahlen, was uns zumindest glaubhaft versichert wurde, und zur Folge hatte, dass wir mit 3 Kilo Tee im Gepäck in die Touristenfalle des Jahres tappten.

Polizeikontrollen bei jeder Dorfeinfahrt und Dorfausfahrt zerstörten unseren Zeitplan allerdings schon mittags. Eins der sonst recht freundlichen Staatsbeamtenduos fand dann doch noch einen Grund ihr Tagessoll an Einkünften aus unserem Geldbeutel zu holen. 40 Euro für ein angeblich überfahrenes Stoppschild, dies gleich für 2 Fahrzeuge. Je nach Taktik hilft hier weder Argumentieren noch Dumm stellen oder drohen, sich als Humanitärtransport ausgeben oder ein Fake-Anruf beim Touristenbüro. Am Ende musste das Geld bezahlt werden. Unsere Werbeflyer und die Visitenkarten der Journalisten, die wir bei Kia in Casablanca trafen, waren da schon hilfreicher. Aber wenn sie was finden wollen, dann finden sie auch was. Nun ja, so funktioniert das in Marokko, ist halt Afrika.


Landschaftlich bot die Küste wenige abwechslungsreiche Eindrücke. Viel Geröll, steile Klippen mit einem weiten Blick auf das türkise Meer hinaus und hin und wieder ein paar Angler oder Beduinen. Dann nur ein paar halbtote Sträucher und alle 250 km ein paar Dromedare am Straßenrand. Das war es auch schon, noch keine richtige Bilderbuchwüste, eher Ödland. Nachts mit eingeschränktem Sichtfeld kommen zum ersten Mal die Dachscheinwerfer in Aktion, letztendlich kommen wir heil und ziemlich platt in Dahkla an. Wir sind wieder im Zeitplan, es ist nicht mehr weit bis zur Grenze nach Mauretanien, wo wir unseren Guide treffen werden. Dann geht es in die richtige Wüste.