Besuch der Lehmstadt Djenné
Die Nacht in Djenné ist grausam. Nachdem die Klimaanlage mal wieder ihren Dienst versagt, herrschen im Zimmer Temperaturen über 40 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit gibt uns den Rest. Total gerädert und völlig leergeschwitzt machen wir uns auf zu einer Stadtbesichtigung. Der lokale Guide, dessen deutscher Namen angeblich Carsten Kaufmann ist, zeigt uns die Gassen der komplett aus Lehm gebauten Inselstadt. Er erklärt architektonische Unterschiede, führt uns auf ein Dach, von dem wir bis zur Moschee gucken können und gibt uns viele kleine Detailinformationen, die seine Führung zu einem wahren Erlebnis machen. Immer wieder entdecken wir Details, werden von Kindern begleitet oder bekommen erklärt, wie die Toiletten ohne existierende Kanalisation funktionieren.
Über einen Hintereingang geht es in die Moschee, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, und eigentlich von Nicht-Moslems nicht betreten werden darf. Wieder einmal nur eine Frage des Geldbetrags. Auch sie ist komplett aus Lehm gebaut, dem letzten Dauerregen ist ein Turm zum Opfer gefallen. Dann geht es weiter durch die Stadt, alles riecht nach Lehm, die Luft ist staubig und die Gebäude strahlen eine unglaubliche Wärme ab. In den Gassen wird es den ersten schwindelig, Gerüche und Gewusel sind nicht gerade erholsam. An einer Ecke rutschen Kinder auf alten Kanistern einen kleinen Berg hinunter – Schlittenfahrt auf afrikanisch. Am Ende der 1,5-stündigen Tour soll der legendäre Montagsmarkt von Djenné besichtigt werden, doch wir sind mit der Kraft am Ende. Mehr als ein kurzer Rundgang ist nicht mehr drin. Wir verlassen die Stadt wieder über die Fähre, diesmal müssen wir keine Stupid-Charge zahlen, diese gilt nämlich nur für Touristen, die es erst im Dunkeln ans Ufer schaffen und trotzdem noch auf die andere Seite wollen.
Auch “an Land” wird die Luft kaum besser. Zwar ist es nicht mehr so staubig, der Himmel ist aber immer noch bedeckt, als sei ein Vulkan ausgebrochen. Laut unseres Guides ist dies die Ankündigung für die Regenzeit, wir hatten es zunächst als tagelangen Sandsturm interpretiert. Seit der Einreise nach Mali ist es etwas windiger geworden, es fühlt sich an als würde man sich den ganzen Tag die Haare föhnen. Die ersten technischen Geräte kapitulieren vor Sand und Hitze, zum Glück lässt sich das Auto nix anmerken. Eine Klimaanlage ist schon eine feine Erfindung.
Von Djenné fahren wir weiter ins Dogonland, hier warten spektakuläre Schluchten und Felsformationen auf uns. Leider bekommen wir aufgrund der Gischt nur einen Eindruck wie es bei Schönwetter wohl aussehen könnte. Über Schotterpisten erreichen wir die Grenze zu Burkina Faso. Diesmal geht es einigermaßen fix. Die Ausreise ist kein Problem, nur bei der Einreise kommt uns ein Reisebus zuvor und wir dürfen uns hinten anstellen. Wieder ist es dunkel, als wir in Ouahigouya ankommen. In der Heimatstadt von Filiga warten er und ein Freund auf uns. Dank Lonely Planet finden wir hotelnah ein kleines Restaurant, wo wir uns mit ein paar Bierchen auf das Spiel gegen die Regionalauswahl am nächsten Morgen vorbereiten. Als nachts ein Junge unsere Autos wäscht, rekrutieren wir ihn und seine Freunde als Unterstützung für das Match. Keine schlechte Idee, schließlich findet das Spiel am späten Vormittag statt, und das kann nach afrikanischer Zeitrechnung auch schon mal 13 Uhr sein. Als Filiga uns sagt, dass die Gegner alle maximal 16 Jahre alt sind, und wir mit 40 Grad rechnen, geht uns langsam die Muffe. Dann doch lieber Fritz-Walter-Wetter.