4 Länder in 3 Tagen

Fischer in Togo
Fischer in Togo
Kaum hatten wir uns daran gewöhnt in Ghana nicht mehr Französisch sondern Englisch sprechen zu können, geht es wieder Retour. Von Accra warten 2 Kurzetappen auf uns, 250 km nach/durch Togo und dann nochmal 150 km nach/durch Benin.

Das klingt nach unseren zwischenzeitlichen Monsteretappen erst mal recht wenig, leider haben wir jeweils einen Grenzübergang auf der Strecke, der uns mit seiner Prozedur bisher immer zwischen 1,5 und 4 Stunden gekostet hat. Wir nehmen von Accra die Küstenstraße statt der Autobahn und lassen bei chaotischem Verkehr, fehlenden Straßenbefestigungen und aufgewirbeltem Sand schon mal eine Stunde liegen, das geht ja gut los. Trotzdem kommen wir fast pünktlich an der Grenze an.

Dort die bereits einstudierten Abläufe: Zolldokumente für die Ausfuhr der Autos abstempeln lassen, Ausgangsstempel für die Pässe holen, dann 100 Meter weiter fahren, Visumsunterlagen ausfüllen, Eingangsstempel abholen, Zolldokumente für die Einfuhr der Autos abstempeln lassen. Das Ganze in absolutem Menschentrubel, ohne Fahrspuren oder Schilder, so dass nicht klar zu erkennen ist, an welcher Bretterbude oder an welchem Sonnenschirm man halten muss oder wo man lediglich Uhren, Trikots, Getränke oder kleine Äffchen kaufen kann. Also müssen wir uns durchfragen, zum Glück übernimmt Oliver diesen Part. Während wir im klimatisierten Auto lesen und warten, muss er in der Hitze schuften. So ist das halt als Reiseleiter.

Besonders interessant ist, dass außer uns fast keiner Wert auf die offiziellen Posten legt. Wir werden von Fußgängern, Fahrradfahrern, Mopedfahrern, Autos und LKWs überholt, die meisten halten gar nicht erst an. Wahrscheinlich kennt man sich oder es gibt für Einheimische keine Pässe. Naja, wir nehmen mal den offiziellen Weg. Diesmal dauert es gut 2,5 Stunden, dann sind wir in Togo. Zwar verpassen wir den letzten Kontrolleur und werden erst mal zurückbeordert, am Ende klärt sich jedoch alles und wir stürzen uns in das Straßengetümmel der Grenz-, Hafen-, Million- und Hauptstadt Lomé.
Da diese auf den ersten Blick und nach Aussage des Reiseführers alles andere als lohnenswert erscheint, geht es entlang der Küste weiter, komplett durchs Land bis an den Grenzort Aného. Da Togo relativ schmal ist, sind wir nach einer Stunde Fahrt und gut 70 km bereits dort. Auf dem Weg gibt es viele Palmen und Strandhotels, nach Ghana ein weiteres Land, wo man sicher nochmal hinkommen sollte. Von der deutschen Kolonialzeit ist wenig zu merken, nicht mal die deutsche Fahne auf dem Autodach fällt irgendwem auf.

In Aného erwartet uns ein niedliches Strandhotel mit direktem Zugang zur Lagune. Diese mündet hier ins Meer, daher gibt es viele Strömungen und man kann sich fast nur treiben lassen. Wir genießen den Sprung ins badewannenwarme Wasser. Da es bereits dunkelt, gibt es nun endlich Essen, das typisch togolesische Gericht stellt sich als frittiertes Hähnchen heraus und auch der Langustensalat ist eher mäßig. Nach dem ersten Stromausfall wird uns außerdem klar, dass eine Fußballübertragung für uns heute ebenfalls ausfällt. Es gibt nur 1 Programm und weit und breit keine Kneipe. Nur in der Ferne hört man laute Musik aus einer Strandbar. Also wird auf das Satellitentelefon zurückgegriffen und der Liveticker von kicker.de verfolgt. Für unsere beiden HSV-Fans Carli und Andreas endet das Spiel enttäuschend. Immerhin müssen sie sich nicht ärgern, das Finale eines europäischen Wettbewerbs im eigenen Stadion zu verpassen, weil man zum Zeitpunkt dieses einmaligen Events gerade im Kongo sitzt.


Am nächsten Tag geht es weiter zum nächsten Grenzübergang, von Togo nach Benin. Diesmal geht alles schneller und geordneter. Nach nicht mal 60 Minuten sind wir problemlos in Benin, das wir an diesem Tag komplett durchqueren wollen. An der Grenze treffen wir 2 Portugiesen, die mit Motorrädern auf dem Weg zur WM sind, sich aber noch nicht entschieden haben, wie und ob sie durch Nigeria fahren, da ihnen von vielen Seiten davon abgeraten wurde. Zum Glück haben wir einen lokalen Guide dabei, der uns bis fast nach Kamerun begleiten wird. Benins Küste ist komplett zugebaut, die Hafenstadt Cotonou nimmt einen großen Teil ein. Mit Grünpflanzen ist es erst mal vorbei, alles ziemlich unschön zugepflastert. Nur eins fällt auf: In Benin fährt fast jeder 2. einen Peugeot. Das kennen wir schon aus Mauretanien, dort waren es aber Mercedes.

Unser Tagesziel die Hauptstadt Porto Novo erreichen wir früh wie nie. Trotz einer Stunde Zeitumstellung an der Grenze sind wir bereits um 14 Uhr im Hotel. Morgen geht es über die Grenze nach Nigeria. Der dritte Grenzübertritt in nicht mal 72 Stunden. Da freut man sich wieder über die nahezu kontrollfreien Übergänge in der EU.