Ostseestimmung am südlichen Wendekreis

Spaziergang am Strand
Spaziergang am Strand
Nachdem uns Swakopmund am Abend nach 4 Stunden Fahrt durch die Wüste mit Sandsturm und Temperaturen unter 10 Grad eher ungemütlich empfangen hat, ist es am Morgen schon wieder etwas angenehmer.

Der Wind ist verschwunden und in der Sonne kann man fast wieder im T-Shirt rumlaufen. Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserem Apartment bei den deutschen Gastgebern machen wir uns auf den Weg am Strand entlang um die Kleinstadt zu erkunden. Schon nach wenigen Minuten erkennen wir diverse Übereinstimmungen mit den deutschen Ostseebädern.

Im Zentrum zeigen einige Bauten die Überreste aus der Kolonialzeit. Straßen haben deutsche Namen, zudem gibt es diverse deutschsprachige Geschäfte, Schilder und Hotels. Immer wieder schnappen wir deutsche Worte auf, zudem ist wie bereits in Windhoek im Gegensatz zu dem bisherigen Afrika die Anzahl Farbiger überschaubar. In einer abgesperrten Hauptstraße bekommen wir dann die Schattenseiten der importierten deutschen Kultur vollkommen zu spüren. Um 11:11 Uhr beginnt der Karneval, also sind Wurstbuden und Jägermeisterausschankwägen angekarrt worden, an Bierbänken sitzen die ersten verkleideten Narren und schunkeln zu “Hello Again” von Carpendale-Imitatoren und klatschen bei Ötzis “Anton aus Tirol”. Wir machen uns lieber vom Acker, bevor jemand uns anspricht oder erkennt, immerhin war unsere Tour mit dem Bild von Andreas auf der Titelseite der deutschen Zeitung.


Es verschlägt uns in den erstbesten Friseursalon, schließlich waren wir zuletzt in Deutschland vor über 4 Monaten beim Haare schneiden. Bei Haarlekin hat man sich zwar an der hamburgerischen Friseursalonsnamenkreativität orientiert, einen Haarschnitt kriegen wir allerdings nur mit Termin, also nicht vor Montag. 3 Straßen weiter ist im “Zeppelin” Zeit für uns. Nachdem eine Kundin meint, Andreas hätte mal lieber vor dem Zeitungstermin beim Frisör vorbeischauen sollen, schneidet die schwäbische Inhaberin Claudia seine Haarpracht und ihre namibische Mitarbeiterin Rianna kümmert sich um Davids Haupt. Zuvor bekommen aber beide eine Kopfmassage allererster Sahne. Nach gut einer halben Stunde verlassen 2 neue Menschen den Laden. So witzig und so günstig wie bei Carli in Kamerun war es diesmal nicht, dafür sehr gelungen.

Da am Samstag um 13 Uhr die Läden schließen, gibt es für uns einen kleinen Mittagssnack an der Strandpromenade. Die See peitscht an die Brandung, scharfe Muscheln und Steine machen das Baden jedoch unmöglich. Immerhin ein guter Vorwand, sich bei 14 Grad Wassertemperatur nicht in die Fluten stürzen zu müssen. Mit den letzten Sonnenstrahlen (hier ist immerhin Winter und die Sonne geht früh unter) kehren wir in unser Apartment ein. Im Fernsehen läuft erst das südafrikanische Rugby-Finale, dann das Testspiel Ungarn gegen Deutschland. Die Seeluft hat die Köpfe ein wenig frei gepustet und wir sind ganz entspannt, ansonsten haut Swakopmund leider keinen vom Hocker. In Travemünde oder Scharbeutz ist der Strand schöner, ansonsten gibt es bis auf die Palmen kaum Unterschiede. Morgen geht es wieder ins Inland, wir hoffen auf höhere Temperaturen und ein paar Deutsche weniger.